weitere Mandolinen

Verschiedene wenig gebräuchliche Mandolinen im Überblick:

Etliche dieser Instrumente sind nur aus alten Mandolinenschulen bekannt, andere sind in wenigen Exemplaren erhalten. Sofern die Instrumente heute noch gebaut und benutzt werden, ist dies gesondert vermerkt.

Bassmandoline in Lautenform, in Stimmung und Verwendung ähnlich der Mandolone; werden oft auch nicht ganz richtig als Mandolone bezeichnet.
Bandolim, Hersteller und Jahr unbekannt (Foto: Roderick Fonseca)In Brasilien verbreitete Flachmandolinen entsprechen in Größe, Saitenzahl und Stimmung der Neapolitanischen Mandoline, unterscheiden sich aber in der runden Form des Korpus von den meisten europäischen Flachmandolinen. Die Form geht auf portugiesische Mandolinen zurück. Da der Begriff Portugiesische Mandoline heute aber für Flachmandolinen mit herkömmlichem Korpus und leicht gewölbtem Boden benutzt wird, bezeichnen wir diese Mandolinen mit dem portugiesischen Wort für Mandoline, nämlich Bandolim.
Variante der Neapolitanischen Mandoline mit vier Einzelsaiten aus Darm statt vier Saitenpaaren
Deutsche Mandoline (bzw. Flachmandoline) von Max Klein, Schwäb. Gmünd, vor 1935 (Foto: Utz Grimminger)
Eine Flachmandoline mit Zargen und flachem Boden. Aufgrund der billigeren Bauweise vor allem in den Zupforchestern der Arbeiterbewegung zu finden. Die Stimmung entspricht der Neapolitanischen Mandoline. Die Deutsche Mandoline weist eine nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit dem A-Typ der Bluegrass-Mandoline auf. Deutsche Mandolinen werden heute noch gebaut, allerdings sehr viel weniger als Neapolitanische Mandolinen.
E-Mandoline von Thomas Dotzauer, Tennenlohe, o.J. (Foto: Sebastian Weber)Eine E-Mandoline (abgekürzt für "Elektrische Mandoline") ist ein Instrument, das sich in der Bauweise und der Klangerzeugung an die E-Gitarre anlehnt, dabei aber die Größe, Saitenzahl und Stimmung von der Neapolitanischen Mandoline übernimmt. Sie wird von Mandolinenbauern seit einigen Jahren angeboten, fand aber bisher wenig Verbreitung.
Sammelbegriff für alle Mandolinen, die nicht die lautentypische Bauweise mit gewölbtem, gespachteltem Korpus, sondern statt dessen Zargen und einen flachen oder leicht gewölbten Boden haben. Beispiele dafür sind die Bluegrass-Mandoline, die Deutsche Mandoline und die Portugiesische Mandoline. Zahlreiche Mandolen sind als Flachmandoline ausgeführt.
Florentiner Mandoline (Mandolino florentine)
5-chörig, Stimmung: d' - g' - c'' - e'' - a'', kleiner Korpus, Mensur 28 – 29 cm
Genueser Mandoline (Mandolino Genovese)
6-chörig, Stimmung: e - a - d' - g' - h' - e'' (also genau die Stimmung einer heutigen Gitarre, nur eine Oktave höher); auch Leutino genannt
Alternativbezeichnung für eine Mailänder Mandoline mit sechs Saitenpaaren.
Mandoline mit sechs Einzelsaiten, deren Bauform sich an die Neapolitanische Mandoline anlehnt, deren Besaitung aber von der Barock-Mandoline her rührt; auch als Turiner Mandoline bezeichnet. Blütezeit etwa 1790 – 1820/30. Eine Variante mit sechs Saitenpaaren (ab etwa Ende 19. Jahrhundert) wird auch Lombardische Mandoline genannt. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, danach weitgehend in Vergessenheit geraten. Bekannter ist der Begriff daher als eigentlich nicht zutreffende Bezeichnung für eine Barock-Mandoline.
7-chörige Bassmandoline des 18. Jahrhunderts in der Bauform der Neapolitanischen Mandoline, Stimmung: F (oder E) - A - d - g - h - e' - a' (damit von Tonumfang und Stimmung der heutigen Gitarre ähnlich); wird in der Literatur des 18. Jh. oft als Generalbassinstrument genannt. Ein Instrument von Antonio Vinaccia von 1786 ist erhalten.
Auch Instrumente in Lautenform wurden teilweise als Mandolone bezeichnet – deren korrektere Bezeichnung wäre allerdings Archiliuto.
Heute noch ab und an anzutreffende Variante der Neapolitanischen Mandoline mit drei statt zwei Saiten pro Chor, meist als Flachmandoline gebaut. Instrumente mit bauchiger neapolitanischer Bauweise sind eigentlich Sizilianische Mandolinen.
Paduanische Mandoline (Mandolino padovano)
5-chöriges Instrument, Stimmung: d' - g' - c'' - g'' - a'', schlanker Korpus, breiter Hals
Eine Flachmandoline mit Zargen und leicht gewölbtem Korpus; Stimmung entsprechend der Neapolitanischen Mandoline; bis ins 20. Jahrhundert hinein in der Zupforchesterbewgug nicht selten. Die portugiesische Mandoline selber ist nicht mehr gebräuchlich, allerdings werden zahlreiche Mandolen heute in der Form der portugiesischen Mandola gebaut.
Römische Mandoline (Mandolino romano)
Von Luigi Emberger Ende des 19. Jahrhunderts eingeführte Weiterentwicklung der Neapolitanischen Mandoline; Unterschiede: schmalerer und gerundeter Hals, das Griffbrett hat 24 Bünde und geht über das Schallloch hinaus. Die Bauform wurde von Raffaele Calace aufgegriffen, der seine Instrumente allerdings weiterhin "Neapolitanische Mandoline" nannte. Heutige neapolitanische Mandolinen gehen also auf die römische Mandoline zurück.
Sizilianische Mandoline (Mandolino Siciliano)
Im Prinizp eine Neapolitanische Mandoline, allerdings mit drei Saiten je Chor statt zwei. Wird auch als Mandriola bezeichnet.

Verwandte Instrumente, die nicht wirklich Mandolinen sind:

Kapelle Grimminger im Jahr 1939, am Mandolinen-Banjo: Paul Grimminger (2. v. L.) (Foto: Archiv Hans Grimminger)Mandolinen-Banjo (amerik. Banjolin)
Es gibt mehrere Varianten des ursprünglichen Banjos, mit dem Ziel, auch Menschen, die ein anderes Instrument beherrschen, unmittelbar die Möglichkeit zu geben, "Banjo" zu spielen. Neben dem sog. Gitarren-Banjo mit sechs Saiten in Gitarrenstimmung gibt es auch das Mandolinen-Banjo mit vier Saitenpaaren in der Stimmung der Neapolitanischen Mandoline. Diese Banjo-Variante entstand vermutlich, als das Banjo in den USA begann, die Mandoline zu verdrängen (vgl. den Artikel über Bluegrass-Mandoline). Aufgrund der im Vergleich zu einer Mandoline größeren Lautstärke wurde das Mandolinen-Banjo in Kapellen und Jazz-Bands verwendet (vgl. Bild rechts). Das Instrument ist von der Bauweise und vom Klangbild her ein Banjo und daher eigentlich keine Mandoline.
Die Ukulele ist ein Instrument der Gitarrenfamilie hawaiianischer Abstammung mit vier Saiten. Es ist möglich, es mit vier Einzelsaiten aus einem Oktavgitarrensatz zu beziehen und wie eine Neapolitanische Mandoline zu stimmen. Aufgrund des geringen Anschaffungspreises einer Ukulele eignet sich diese als preiswerter Ersatz für eine Mandoline, die dort eingesetzt werden kann, wo Beschädigungen des Instrumentes nicht auszuschließen sind (z.B. Lagerfeuer, Bootsfahrten…). Ein solcher "Umbau" findet sehr selten statt.
Die Waldzither, auch als Thüringer Waldzither, Harzer Waldzither oder Böhm-Waldzither bekannt, gehört zur Familie der Cistern, wird aber aufgrund ihrer Bauweise, die an eine Deutsche Mandoline erinnert, oft für eine Mandoline gehalten. Sie hat vier Saitenpaare plus eine einzelne Basssaite; es gibt mehrere unterschiedliche Stimmungen für die Waldzither, wobei die Stimmung in der Regel beim Durchstreichen der Leersaiten einen Dur-Akkord ergibt.