Die neapolitanische Mandoline

Kurzer Überblick

Für die meisten der Inbegriff italienischer Volksmusik, eigentlich aber ein Instrument aus dem Spätbarock, das seine große Zeit in der Wiener Klassik erlebte - die neapolitanische Mandoline.
Der Begriff "neapolitanisch" dient zum einen zur Abgrenzung zu früheren Formen der Mandoline (z.B. Barock-Mandoline), er steht auch zum anderen für die Herkunft: Neapel!

Neapolitanische Mandoline von Claudio Cavelli, Neapel, etwa 1900 (Foto: Thekla Mattischeck)Das Instrument hat vier Doppelsaiten (doppelchörige Besaitung) und ist identisch gestimmt wie eine Violine: gg - d'd' - a'a' - e''e''. Instrumente mit vier Einzelsaiten sind selten, kommen aber vor.
Neapolitanische Mandoline mit Einzelsaiten von Uwe Böhm, Stuttgart, 1997 (Foto mit freundlicher Genehmigung des Meisterbetriebes Uwe Böhm)Gegriffen wird mit der linken Hand, das Griffbrett hat, ähnlich wie eine Gitarre, Bünde. Angeschlagen wird mit der rechten Hand, und zwar vermittels eines Plektrums.
Die neapolitanische Mandoline ist ein typisches Melodieinstument, das sich aber neben dem Spiel einstimmiger Melodien auch zu Akkordzerlegungen (Arpeggien) eignet; es gibt eine Vielzahl spezieller Spieltechniken dafür. Berühmt, aber nicht unbedingt typisch, ist das Tremolo.

Das Instrument wurde etwa um 1700 entwickelt und erlebte seine große Zeit von etwa 1750 bis zur frz. Revolution (1789) in Paris und um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert in Wien; jeweils gaben hochgeachtete Virtuosen Konzerte, und es wurden zahlreiche Werke für das Instrument geschrieben (z.B. von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven). Ab etwa 1830 jedoch geriet die neapolitanische Mandoline in Vergessenheit, lebte aber in der italienischen Volksmusik weiter.
Zu einer weitere Blüte kam die neapolitanische Mandoline von etwa 1870 - 1910, als italienische Virtuosen das Interesse an der neapolitanischen Mandoline neu erweckten.

Neapolitanische Mandoline von Alfred Woll, Welzheim, 1997 (Foto: Utz Grimminger)In dieser Epoche entstanden die ersten Mandolinenquartette und um die Jahrhundertwende die ersten Mandolinenorchester, in denen die neapolitanische Mandoline die Hauptrolle spielte. In diesem Umfeld lebte die neapolitanische Mandoline auch nach dem Ende der Blütezeit der romantischen Mandoline weiter. Aus dieser Zupforchester-Szene heraus wurden, beginnend ab den 30er Jahren, verstärkt jedoch erst ab den 60er Jahren, beinahe in Vergessenheit geratene klassische Spieltechniken wiederentdeckt.

Heute ist die neapolitanische Mandoline ein zwar seltenes, aber anerkanntes Instrument, das auch an einigen Musikhochschulen studiert werden kann.


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