Walter Neugebauer zum 70. Geburtstag

von Thekla Mattischeck

Walter Neugebauer (Foto: Archiv Walter Neugebauer)

Im Januar 2000 feierte Walter Neugebauer seinen 70. Geburtstag. Solch ein Tag ist auch immer ein willkommener Anlass, für die geleistete Arbeit der vergangenen Jahrzehnte zu danken, denn ohne sein unermüdliches Wirken für die Zupfmusik, besonders in der ehemaligen DDR, gäbe es viel weniger Fans und Aktive dieses Genres.

Walter Neugebauer erhielt seinen ersten Mandolinenunterricht im Alter von 6 Jahren. Von 1940 bis 1952 war er Mitglied des 1. Halleschen Mandolinenorchesters, von 1952 bis 1958 war er als Mandolinist im Staatlichen Gesangs- und Tanzensemble in Weimar engagiert.

Ab 1958 begann seine Lehrtätigkeit an verschiedenen Einrichtungen. Zunächst erhielt er einen Lehrauftrag an der Volksmusikschule Prenzlau (Uckermark) in den Fächern Mandoline, Gitarre und Ensemblespiel. 1960 wechselte er an die Musikschule Berlin-Köpenick, deren stellvertretender Direktor er von 1964 bis 1995 war.

Sein Studium an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin schloss er 1964 mit dem Staatsexamen für Mandoline und Gitarre ab. An dieser Hochschule lehrte er ab 1970 fast 25 Jahre lang (bis 1994) als Gastdozent im Fach Mandoline. Im gleichen Fach war er auch an der Humboldt-Universität Berlin als Gastdozent tätig. Außerdem war er maßgeblich beteiligt an der Erstellung eines Lehrplans für das Hauptfachstudium Mandoline in der DDR.

Seit 1967 leitet Walter Neugebauer das Zupforchester Köpenick, dem seit 1971 ein Jugendorchester und ein Zupfensemble (Doppelquartett) angehören. Mit diesen Klangkörpern errang er verschiedene Preise bei Wettbewerben im In- und Ausland. Konzertreisen führten seine Zupfer nach Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien, Spanien und Schweden sowie in die Schweiz.

Walter Neugebauer war stets an einem engen Kontakt zu anderen Orchestern interessiert. Deshalb organisierte er in der DDR Zupfertreffen für Kinder und Jugendliche. Eine Heimstatt dafür fand er im Pionierpalast Berlin, dem heutigen Freizeit- und Erholungszentrum (FEZ), das auch die Landesmusikakademie beherbergt. Die Treffen fanden alle 2 Jahre statt und sind heute noch vielen Teilnehmerninnen und Teilnehmern in guter Erinnerung.

Auch wenn es darum ging, sein Wissen und seine Erfahrungen an andere weiterzugeben, war Walter Neugebauer immer ein gefragter Partner und zur Stelle. So verbrachte er manches Probenwochenende u.a. bei den Zupforchestern in Wildau (Brandenburg) und Löcknitz (Mecklenburg-Vorpommern).

Neben seiner Lehr- und Dirigententätigkeit musiziert er seit vielen Jahren im Berliner Zupfquintett gemeinsam mit Kollegen und Musikern der Deutschen Staatsoper Berlin. Er ist der Gründer und Leiter auch diesen Ensembles.

Zahlreiche Kompositionen - sowohl für Zupforchester als auch für Mandoline solo - wurden von Walter Neugebauer initiiert und unter seiner Leitung uraufgeführt. Seinem beharrlichen Drängen ist es auch im Wesentlichen zu verdanken, dass Ende der 80er-Jahre in der DDR mit den drei Bänden "Die Mandoline" endlich wieder Musik für dieses Instrument im Druck erschien.

Mit ihm und seinen Musikern entstanden über 400 Rundfunk-, Schallplatten- und Fern-sehaufnahmen, überwiegend in der ehemaligen DDR. Außerdem wurde die LP "Köpenicker Suite" eingespielt. In den letzten Jahren entstanden die CDs "Balletto", "Hommage à Konrad Wölki" und "Zwischenspiele".

Doch nicht nur als Musiker, Lehrer und Dirigent machte Walter Neugebauer sich verdient. Als 1990 der BDZ der DDR gegründet wurde, engagierte er sich selbstverständlich in der Vorstandsarbeit. Und nach der Vereinigung war er lange Jahre stellvertretender Präsident des BDZ-Landesverbandes Berlin.

Wer jetzt vermutet, dass Walter Neugebauer nun in den verdienten Ruhestand gehen würde, hat sich getäuscht. Ein Rentnerleben gibt es für ihn noch nicht. Er unterrichtet weiterhin Schüler, von denen er immer noch genau so schwärmt wie er es tat, als ich selber noch das Glück hatte seine Schülerin zu sein. Das Köpenicker Zupforchester leitet er ebenfalls mit dem gleichen Engagement wie zu meiner Schülerzeit, was sicher auch ein Grund dafür ist, dass so viele ehemalige Schülerinnen und Schüler weiterhin mit ihm musizieren.

Was bleibt mir zum Schluss noch zu sagen? Ich denke, im Sinne aller zu sprechen, die über die Jahre hinweg mit ihm zusammen musizierten, wenn ich sage: Vielen, vielen Dank für alles, und für die nächsten Jahre alles Gute.

Erschienen im ZUPFMUSIK Magazin 3/200